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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Letzten Endes zählt die Einstellung

Roman Iselin, Country Lead Medical Devices Schweiz, Johnson & Johnson, Vorstandsmitglied Swiss Medtech, spricht mit uns über Top Trends der Branche. Er erzählt, welche Erfahrungen in seiner Karriere wichtig waren und wie ein Misserfolg seinen „Mindset“ veränderte.

 

Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?

Nicht spezifisch. Aufgrund des Berufs meines Vaters sassen bei uns zu Hause oft internationale Gäste am Tisch. Wir besuchten gemeinsam Messen und Kongresse. So entstand meine Faszination für Kulturen, den Austausch und den internationalen Handel.

 

Ihre Laufbahn führte Sie in die USA, nach Südamerika und Deutschland. Seit rund 2.5 Jahren sind Sie in der Schweiz als Country Lead Medical Devices Schweiz bei Johnson & Johnson. Wie wichtig war die „internationale“ Erfahrung schlussendlich für Ihre Karriere?

Auslandserfahrung war für mich enorm wichtig und formte mitunter mein Verständnis für „Leadership“. Es geht dabei nicht so sehr darum, ob man kulturnahe – oder fremde Erfahrungen sammelt sondern, dass man bereit ist, sich auf etwas Neues einzulassen. Kann man mit Menschen aus verschiedenen Kulturen umgehen? Ist man offen zu lernen, wie „Business“ in anderen Ländern funktioniert?

Welche weiteren Erfahrungen prägten Ihre Karriere?

Wie der „cycle of success“ so schön darstellt – die Erfahrung, dass mein Handeln Konsequenzen hat. Wer seinen Job zu wenig lange ausübt, verpasst diese wichtige Lektion. Als sehr bereichernd empfand ich es zudem, inhaltlich breite Erfahrungen zu machen. Ich übte verschiedene Funktionen aus in Entwicklung, Marketing, Sales und Strategie.

Erinnern Sie sich auch an negative Ereignisse?

Ja, einen Misserfolg erlebte ich, als ich einst kommerziell für eine Region verantwortlich war. Wir verloren einen grossen Kunden. Ich war frustriert darüber. Dann ging ich in eine Phase über, in der ich mich fragte, wie es so weit kommen konnte. Ich verspürte den Ansporn, es künftig besser zu machen. Mit einem neuen Ansatz gelang es uns nach einiger Zeit, den Kunden wieder für uns zu gewinnen.

Welches Fazit ziehen Sie daraus?

Man kann sich nach einem Misserfolg neu erfinden. Aus schwierigen Situationen oder Krisen entstehen auch Antrieb und neue Entwicklungen. Diese Erfahrung veränderte meinen „Mindset“.

Die Zeiten der digitalen Transformation stellen viele „Mindsets“ auf die Probe. Was ist heute in Ihrem Team gefragt?

Die Geschwindigkeit nimmt laufend zu, wobei der Grad der Informationsverarbeitung steigt. Das erfordert von jedem Einzelnen hohe Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Lernfähigkeit.

Sind gerade ältere Generationen überhaupt noch bereit mitzuziehen?

In diesem Aspekt bin ich vom Generationengedanken weggekommen. Ob jung oder alt spielt weniger eine Rolle. Im Gegenteil, ich kenne viele positive Beispiele älterer Teammitglieder. Letzten Endes zählt zu einem hohen Mass die Einstellung.

Wie fördern Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden?

Natürlich tragen die attraktiven Rahmenbedingungen bei Johnson & Johnson zur Zufriedenheit bei. Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden im Bilde sind, wie unsere Strategie ausschaut und wohin wir gehen. Wir erklären und zeigen Gründe für Veränderung auf. So ziehen wir alle am selben Strang.

Medizintechnik ist eine klassische Männerdomäne. Wie schaffen Sie es, auch für weibliche Talente attraktiv zu sein?

„Diversity“ ist bei uns ein wichtiger Wert und geniesst hohe Priorität. Ich bin überzeugt, dass verschiedenste Hintergründe und Erfahrungen zusammen einen Mehrwert generieren. Deshalb schaffen wir geeignete Rahmenbedingungen wie z. B. flexible Arbeitsmodelle und fördern Talente bewusst. Das mittlere Management wird bereits sehr gut von weiblichen Führungskräften besetzt. Im obersten Level gibt es noch Potenzial zur besseren Durchmischung.

Welches sind die Top-Trends der Branche?

Da gibt es mehrere, wobei ich insbesondere zwei hervorheben möchte. Ein brennendes Thema ist sicherlich die wachsende Regulierung. Die strengen Anforderungen erschweren den Produkteinstieg in den Markt und erhöhen den Ressourcenaufwand enorm. Als weiteren Trend sehe ich die Digitalisierung und damit einhergehend den Umgang mit Daten.

Sie sind im Vorstand der Swiss Medtech. Was ist erforderlich, um die Herausforderungen der Regulierung zu meistern?

Sicherlich braucht es einen starken Branchenverband, der die Interessen der Branche vertritt und vorantreibt. Mit 2,2 % am BIP und 45.500 Mitarbeitenden ist die Medtech-Branche eine tragende Säule der Schweizer Volkswirtschaft. Wir sind bestrebt, proaktiv und vorausschauend vorzugehen und günstige Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen. Auch die Förderung des Ausbildungsangebots ist in unseren Augen wichtig.

Wird die Schweiz auch in den nächsten Jahren im Bereich Medical Devices wettbewerbsfähig bleiben?

Grundsätzlich ist unsere Branche gut aufgestellt. Trotzdem sehe ich am Horizont einige Herausforderungen. Das politische Umfeld bringt Unsicherheit. Unser Erfolg hängt zudem davon ab, wie die Schweiz mit den neuen Medical Device Regulierungen umgeht.

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