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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Wir müssen smarter und schneller sein

Günter Schaden, General Manager Almirall AG CH/A, pendelt alle zwei Wochen zwischen der Schweiz und Österreich. Im Interview spricht er über kulturelle Unterschiede, Personalgewinnung und gute Neuigkeiten aus der Forschung.

Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?

Ich war durch meine Familie bereits früh mit dem professionellen Skirennsport verbunden. Mir schwebte eine Karriere als Skirennläufer vor.

Heute sind Sie General Manager der Almirall AG CH/A. Nahmen Sie etwas aus dem Skirennsport mit in Ihre Funktion?

Ja, einiges. Beispielsweise verstehe ich es gut, organisatorisch vieles unter einen Hut zu kriegen. Das kommt mir entgegen, da ich alle zwei Wochen zwischen der Schweiz und Österreich pendle und mich in zwei Märkten engagiere.

Sie managen den Schweizer Markt also nicht aus Österreich heraus?

Nein, es ist mir wichtig, in der Schweiz physisch präsent zu sein. Ich suche die Nähe zum Kunden, kenne viele persönlich und verstehe dadurch auch deren Bedürfnisse. Auch den direkten Austausch mit meinen Mitarbeitenden möchte ich nicht missen – darauf lege ich grossen Wert.

Stellen Sie kulturelle Unterschiede zwischen der Schweiz und Österreich fest?

Als herausragend empfinde ich, dass viele Schweizer sehr präzise und korrekt sind. Ich kann mich auf Aussagen 100 % verlassen. Österreicher nehme ich hingegen gerade in kritischen Situationen als erfinderischer und spontaner wahr. In vielen Aspekten sehe ich auch Parallelen, wie in der Grösse der Länder oder der Verbundenheit zur schönen Natur.

Gibt es auch Unterschiede in der Rekrutierung?

In der Schweiz ist die Bereitschaft, sich neu zu orientieren, höher. Die Firmenzugehörigkeit dauert oft nicht so lange an wie in anderen Ländern. Entsprechend ist das Thema Personalgewinnung stets aktuell.

Welche Top-5-Qualitäten sollte Ihrer Meinung nach eine Führungskraft besitzen?

Grundsätzlich Transparenz, Ehrlichkeit und Empathie. Ganz wichtig ist die Wahrnehmung einer Vorbildfunktion und damit verbunden die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Selbstreflexion ist oft ein grosser Knackpunkt. In Vorstellungsgesprächen stelle ich immer wieder fest, dass einige Leute nicht vermögen, sich selbst richtig zu beurteilen.

Ziehen Sie bei der Rekrutierung auch Quereinsteiger in Betracht?

Das ist positionsabhängig. Ich erinnere mich an einen Mitarbeiter, der die fachlichen Voraussetzungen mitbrachte, jedoch aus der Konsumgüter-Branche stammte. Er verstand es, eine andere Perspektive ins Team zu bringen. Das kann einen unglaublichen Mehrwert generieren und befruchtend sein. Persönlich schätze ich Leute im Team, die anders denken und vorgehen. Es kann mühsam sein, sich mit den eigenen Grenzen zu beschäftigen, aber gleichzeitig bietet es einem die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Wie gehen Sie bei der Auswahl der Mitarbeitenden vor?

Da wir ein kleines Unternehmen sind, gehen wir sehr selektiv vor. Jeder spielt bei uns eine elementare Rolle. Daher wollen wir sicherstellen, dass neue Kolleginnen und Kollegen gut ins Team passen und ihre Aufgaben auf hohem Niveau erfüllen. Die Intention ist natürlich, die Mitarbeitenden möglichst lange bei uns halten zu können.

Sie sprachen die Grösse des Unternehmens an. Wie gelingt es Almirall, gegenüber der Big Pharma attraktiv zu bleiben?

Wir müssen smarter und schneller sein. Wir wollen uns nicht in den klassischen administrativen Prozessen verlieren, sondern unsere Vorteile der flachen Hierarchien und direkten Entscheidungswege nutzen. Als Unternehmen, das mehrheitlich im Familienbesitz ist, versuchen wir auch intrinsisch zu wachsen. Wir entwickeln Produkte selbst und bewegen uns in ganz spezifischen Indikationsbereichen. Speziell im deutschsprachigen Raum blicken wir auf eine lange dermatologische Historie zurück. Auf diesem Erbe wollen wir letztendlich aufbauen und weiter wachsen.

Die Historie ist lang. Wie entwickelte sich Almirall in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum?

Wir ziehen eine positive Bilanz. Unsere Präsenz sowie führende Position im Bereich Dermatologie konnten wir weiter ausbauen. Speziell in der Schweiz freuen wir uns seit mehreren Jahren über ein zweistelliges Wachstum.

Das ist sehr erfreulich. Gibt es auch gute Neuigkeiten aus der Forschung?

Traditionell hat Wissenschaft bei Almirall einen hohen Stellenwert und wird auch weiter zentraler Bestandteil sein. Das proportionale Investment im Jahr 2017 betrug 13.7 % in Forschung und Entwicklung. Aktuell gibt es zwei neue Präparate im Bereich Dermatologie, die in Europa teilweise bereits zugelassen sind und in der Schweiz demnächst dem Patienten angeboten werden können. Zudem befinden sich einige vielversprechende Präparate in Phase 2 und 3. Wir gehen zudem immer wieder strategische Partnerschaften ein.

Wie schätzen Sie aktuelle Trends der Branche ein?

Aufgrund des erhöhten Kostendrucks und der demographischen Entwicklung wird sich die Branche neu ausrichten. Wir werden zunehmend mit bisher marktfremden oder entfernten Playern konfrontiert sein. Zum Beispiel Migros oder Coop, die über den Aufbau von Gruppennetzwerken versuchen, im Gesundheitswesen Fuss zu fassen. Oder auch Big Data Anbieter. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erhöht sich dadurch die Eintrittsbarriere.

Können KMU auf dem Markt in Zukunft weiter bestehen?

Das denke ich schon. Die Qualität der Produkte und der Mannschaft werden für den Erfolg immer entscheidender. Gute Leute im Boot zu haben – das wird den gewinnbringenden Unterschied machen.

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