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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Als KMU können wir auch in Zeiten von COVID-19 wachsen

Dr. Dominik Hauser, seit April 2017 CEO der Hänseler AG, hat u. a. das „Zahnradsystem“ eingeführt und damit den Bereich der Sozialkompetenz vorwärts gepusht. Warum er den Fokus darauf gelegt hat und inwiefern sein KMU auch in Zeiten von COVID-19 gewachsen ist, erklärt er im Stettler CEO Talk.

Herr Dr. Hauser, seit Ihrem Antritt als CEO hat sich bei der Hänseler AG einiges verändert, insbesondere bei der Sozialkompetenz. Warum legen Sie den Fokus so stark auf diesen Bereich?

KMUs mit strikter Bereichsaufteilung sind täglich der Gefahr ausgesetzt, dass mit „Fingerzeigen“ die Verantwortung jeweils auf andere Bereiche geschoben wird. Das können wir uns nicht leisten, wenn wir Erfolg erzielen wollen. Ein respektvolles, verantwortungsbewusstes Miteinander ist dabei unabdingbar.

Was hat sich bei der Hänseler AG konkret verändert?

Wir haben in den Bereichen der Mitarbeiterführung und -entwicklung grosse Schritte in die richtige Richtung gemacht. Das Miteinander konnte dadurch gestärkt werden, sodass wir vermehrt zu einer geformten Einheit geworden und daran gewachsen sind.

Wie haben Sie diese Veränderung herbeigeführt?

Durch klar ausgerichtete Führungs- und Mitarbeiterschulungen und Umfragen. Wir haben z. B. klar definiert, was wir von uns selbst erwarten und was wir von unserem Gegenüber erwarten können.  

Sie haben u. a. auch ein „Zahnradsystem“ eingeführt … Im Eingangsbereich der Hänseler AG hängt ein grosser Baum mit einzelnen Zahnrädern, die mit Mitarbeiterfotos versehen sind und jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter repräsentieren.

Genau, das Zahnradsystem in der Form eines Baumes zeigt symbolisch einerseits auf, wie wichtig starke Wurzeln für das Wachstum einer Firma sind und andererseits, dass jede Aktion des Einzelnen eine Auswirkung auf das Ganze hat, ob nun positiv oder negativ. Dadurch soll uns bewusst werden, dass jedes „Zahnrad“ ein Teil des Ganzen ist und dadurch jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter immens wichtig ist.

Die Hauptzielgruppen der Hänseler AG sind nicht mehr die Naturheilärzte, sondern Apotheken, Drogerien und die Industrie. Heute ist die Hänseler AG im Fachhandel stark und verkauft neben pharmazeutischen Rohstoffen auch Arzneimittel, Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Wie sieht Ihre Pipeline aus?

Wir legen den Fokus auf pflanzliche Arzneimittel im Bereich der Frauengesundheit und ergänzen diese mit innovativen Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten, um immer wieder neue Produkte auf den Markt zu bringen.

Was waren und sind die Herausforderungen für die Hänseler AG in Zeiten von COVID-19?

Wir waren gefordert, die grosse Arbeitsbelastung, die Kompensation von vorübergehend ausgefallenen Mitarbeitenden und die teilweise schwierige Beschaffung von Rohstoffen zu meistern. Dadurch sind wir als Team gewachsen.

Ist für die Hänseler AG der Schweizer Produktionsstandort während der COVID-19-Krise zu einem Wettbewerbsvorteil geworden?

Ja. Auf der einen Seite haben wir bereits im Januar 2020 frühzeitig erkannt, dass wir Ethanol für die Produktion von Desinfektionsmittel beschaffen müssen und haben das Lager bis an den Rand gefüllt. Dadurch konnten wir 3-mal mehr liefern. Auf der anderen Seite hat sich das Konsumentenverhalten verändert. So haben sich beispielsweise die rückläufigen Besucherzahlen in den Apotheken auch auf uns ausgewirkt. Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass wir als KMU auch in Zeiten von COVID-19 wachsen konnten.

Welche strategischen Pläne werden hinter den Kulissen der Hänseler AG geschmiedet?

Unter anderem treiben wir die Internationalisierung voran, mit Fokus auf Europa und Asien. 

Haben Sie Ihre Karriere inklusive des Aufstiegs zum CEO bei der Hänseler AG zielgerichtet geplant?

Ich habe weder geplant, CEO zu werden, noch hatte ich die Hänseler AG im Visier. Anfangs habe ich gedacht, ich höre mir das Ganze mal an und dann hat es mir „den Ärmel reingenommen“.

Was war der ausschlaggebende Punkt?

Die Hänseler AG hat ein starkes Fundament, ist bodenständig, wie ein Fels in der Brandung, und hat das erklärte Ziel, sich weiter zu entwickeln. Bei einem KMU wie der Hänseler AG kann man als CEO auch noch selber anpacken und etwas bewirken; das war und ist mir sehr wichtig.

Wie finden Sie am Standort Appenzell geeignete Mitarbeitende?

Für die meisten Bereiche ist es kein Problem, geeignete Mitarbeiter zu finden, sie sind oft regional und bringen richtige Appenzeller-Mentalität mit. Sie packen gerne an, das begeistert mich, es motiviert. Bei Fachspezialisten im Bereich der Qualitätssicherung und -kontrolle wird es schon schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden.

Wie lösen Sie das?

Wir haben ein sehr gutes Netzwerk innerhalb der Pharma-Branche in der Ostschweiz und wir versuchen, vermehrt aus der Region jüngere Menschen durch Lehrstellen in diesen Spezialisten-Funktionen auszubilden.

Sie sind in Basel aufgewachsen, die Firma Hänseler AG ist im Appenzellerland beheimatet, mussten Sie sich akklimatisieren?

Nicht wirklich, denn mein Grossvater stammt aus dem St. Gallischen und ich hatte daher immer schon einen positiven Bezug zu dieser Region. Ich fühle mich hier sehr wohl.

Als Ausgleich zu Ihrer Arbeit steht Ihre Familie im Vordergrund. Sie gehen aber auch sehr gerne mit Ihrem Hund spazieren. Was gefällt Ihnen am Spazierengehen am meisten?

Die Verbundenheit mit der Natur bei Sonne, Regen oder Schnee. Aber auch die Gelassenheit unseres Hundes mit der ganzen Konzentration auf das Hier und Jetzt.

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